Unser erstes Festival zu Ehren Georg Büchners fand im Sommer 21 nach langen Monaten der Zwangsschließung in der Lindenallee der benachbarten Ev. Kirche statt. Hier stellen wir Ihnen ab November das Programm für 26 vor.
Was ist das „BüchnerLand-Festival“? Ein Angebot, sich zu begegnen: An Georgs Geburtsort in der BüchnerStadt Riedstadt - für Menschen aus der Region, in der er und seine Familie gelebt und bis heute bedeutende Spuren hinterlassen haben.
Mit Veranstaltungen, Künstlern, Freunden und Gästen, die eine lebendige Erfahrung mit Büchners Werk und Leben auf vielfältige Weise ermöglichen: Ein Programm mit Musik,Theater, Film, Ausstellungen und Gesprächsrunden – getragen von der Idee, dass wenn wir uns Georg Büchners Lebenfragen stellen, wir uns darin selbst begegnen: Was ist der Mensch? Wie leben wir (zusammen)? Wie war es und wie könnte es sein? Diese Begegnungsmöglichkeit wollen wir mit Ihnen feiern!
Wo und wann? Das Programm hat zwei Orte:
Ab 18.6. sind wir auf dem Gelände der ev. Kirche Leeheim in der wunderschönen Lindenallee (Kirchstr. 1)
Das Gelände öffnet jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn.
- Den Abschluss am 21.6. nach einem musikalischen Frühschoppen ab 11 Uhr in Leeheim bildet eine „Republikanische Runde“ am Goddelauer BüchnerHaus (Weidstr. 9)
Alles Open Air? Ja - wenn das Wetter mitspielt. Bei Regen am BüchnerHaus gehen wir unter das Dach der Scheune oder in die Kunstgalerie. In Leeheim ziehen wir in die Kirche oder BüchnerBühne um (200 Meter entfernt).
Eintritt frei? Richtig! Der Eintritt zum Festival ist frei.
Wie finanziert ihr das? Das Festival finanziert sich durch die Unterstützung des Hess. Ministeriums für Wissenschaft & Kunst, sowie durch Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken. Falls es Ihnen bei uns gefällt, freuen wir uns über eine freiwillige Geldspende - bei den Veranstaltungen stehen hierfür „Spendenboxen“ bereit.
19:30 Uhr Festivaleröffnung: Lieder unter den Linden
Zum mittlerweile vierten Mal laden wir in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Leeheim zu „Liedern unter den Linden“ in der wunderschönen Lindenallee ein. Der Liederabend, bei dem ein bunter Mix musikalischer Darbietungen erstmalig das diesjährige BüchnerLand-Festival eröffnen wird, verbindet Musiker, Sänger oder Chöre aus Riedstadt und Region zu einem Gemeinschaftskonzert. Bei Regenwetter ist ein Umzug in die Kirche möglich.
20 Uhr Im Fluss. Täglich quellfrisch, immer aktuell Urban Priol
Man kann nicht zwei Mal in den gleichen Fluss steigen, sagt Heraklit, alles Sein ist Werden. Man denkt an Stuttgart 21 und merkt: der alte Grieche hatte recht. „Alles Sein ist Werden“ – zu diesem Schluss kommt Urban Priol regelmäßig, wenn er kurz vor der Deadline an seinem Pressetext sitzt.
Einem Fluss im ständigen Wandel gleich ist auch sein aktuelles Programm. Mit Argusaugen verfolgt der Kabarettist den steten Strom des politischen Geschehens, vom stehenden Gewässer der großen Koalition über das mäandernde Rinnsal der Ampelregierung bis zu den geistigen Untiefen im braunen Sumpf. Priol ist immer am Puls der Zeit, spontan und tagesaktuell spottet er oft schneller als sein Schatten denken kann. Er grollt, donnert, blitzt und lässt so, einem reinigenden Gewitter gleich, vieles in einem hellen, heiteren Licht erstrahlen. Uferlos pflügt der Meister der Parodie durch die Nacht, bringt komplexe Zusammenhänge auf den Punkt und verwandelt undurchsichtig-trübe Strudel in reines Quellwasser. Mit Freude stürzt er sich in die Fluten des täglichen Irrsinns, taucht in den Abgrund des Absurden, lästert lustvoll und hat dabei genauso viel Spaß wie sein Publikum.
„Im Fluss.“ ist wie ein Rafting-Trip, der mit rasantem Tempo über Absätze und an Felsenblöcken vorbei durch wild schäumende Stromschnellen führt.
Kommen Sie mit! Folgen Sie dem Motto eines anderen großen griechischen Philosophen, Costa Cordalis: „Steig‘ in das Boot heute Nacht!“
Sie werden es nicht bereuen.
16:00 Uhr Erzähl mir was
Erzähl-Märchen für klein & groß
"Es war einmal, Es wird einmal ... Es gibt kein Wenn und kein Vielleicht ... die Märchentür, sie öffnet sich … "
Oliver Kai Müller, Ensemble-Mitglied der BüchnerBühne, erzählt und spielt Geschichten, von Hier und Da und fremden Welten, von Mäusen und Menschen und mutigen Helden.
19:30 Uhr SatireSamstag-Best of: „Ich bin ein guter Untertan"
Was darf Satire, fragen heute wieder besorgte Bürger. Kurt Tucholskys antwortete auf diese sich selbst gestellte Frage schlicht "Alles."
Eine offene Gesellschaft sollte Satire aushalten können. Satire rüttelt an der Überheblichkeit, damit zumindest ein paar Zacken aus der Krone der Mächtigen fallen. Satire kann schmerzen, aber nie töten. Angst lähmt und zähmt Satire. Nur blinder Fanatismus tötet. Satire darf alles, nur nicht sterben. Finden wir …
Das Ensemble der BüchnerBühne präsentiert Höhepunkte aus unserer Reihe „SatireSamstag“ - mit Texten, Sketchen & Liedern vom Vormärz bis zu den 20er Jahren von Glaßbrenner, Weerth, Ringelnatz, Tucholsky, Kästner u.a. ...
11 Uhr Musikalischer Frühschoppen: Out of the blue
Das Duo „Out Of The Blue“ besteht aus den beiden Musikern Peter Schad und Reinhard Helfert, die seit vielen Jahren gemeinsam auf der Bühne zu sehen und zu hören sind. Die Beiden präsentieren angloamerikanische Folkmusic mit ihren vielen Facetten. Traditionelle und zeitgenössische Songs stehen gleichwertig nebeneinander und zeigen die Bandbreite dieser lebendigen Musikkultur. In ihrem Repertoire spannen Out Of The Blue den Bogen von der Musik der Einwanderer aus dem angelsächsischen und keltischen Sprachraum, die Musik der Schwarzen Nordamerikas, über Country-Swing und Lieder der Folkbewegung der 70er Jahre bis hin zu Songs aktueller Singer/Songwriter. Mit Gitarren, Geige, Bratsche, Mandoline und zweistimmigen Gesangsarrangements setzt Out Of The Blue auf eine direkte und authentische Performance ihrer Musik.
16 Uhr Das republikanische Café: Bürgergespräch mit Prof. Dr. Hedwig Richter und Dr. Kai-Michael Sprenger
Wir laden zum Abschluss des diesjährigen BüchnerLand-Festivals erneut ein zu einer sommerlichen Kaffee- und Kuchenrunde im Hof des Goddelauer Büchnerhauses. Das Republikanische Café nimmt dabei Bezug auf eine über 200 Jahre alte Tradition. Damals waren solche Zusammenkünfte ein bewährtes Mittel, Versammlungsverbote zu umgehen. Aufrührerische Reden, die verhindert werden sollten, fanden ihr Publikum bei scheinbar harmlosen gesellschaftlichen Treffen. Solche „geselligen Veranstaltungen“ gab es schon im Vorfeld der französischen Revolution, und auch vor der Paulskirchenversammlung 1848 dienten Bankette überall in den vielen deutschen Staaten in Wirklichkeit der politischen Debatte.
Bei unserem ersten Republikanischen Café 2023 waren Bascha Mika und Gregor Gysi unsere Gäste. Unter dem Titel „Ungleich frei?“ ging es damals im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern um die Frage „Lässt es sich vielleicht besser, ja freier, leben, wenn die Zwänge der Demokratie zu Konsens, Mehrheit und nicht zuletzt Minderheitenschutz weniger wichtig genommen werden?“
Im vergangenen Jahr waren Barbara Sichtermann und Heribert Prantl zum Café eingeladen. Ihr Thema: „Demokratie verteidigen! Über Verbündete und Brandmauern, Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen.”
Unser Thema in diesem Jahr
Wir fragen uns diesmal - mit einem Auge im 19. Jahrhundert, mit dem anderen im deutschen Osten von heute - ob sich Demokratie erlernen lässt. Waren viele Bürger*innen im 19. Jahrhundert skeptisch, ob „das einfache Volk reif genug“ zum Wählen sei, halten heute viele die beängstigende Rechtswende der unzureichenden Bildung zu Schulden.
Über Jahrhunderte waren „republikanische Bankette“ eine wirksame Möglichkeit, Versammlungs- und Vortragsverboten der Obrigkeit durch scheinbar harmlose Treffen zu umgehen. Inzwischen zum dritten Mal lädt das Büchnerhaus in dieser Tradition zu einem Treffen bei Kaffee und Kuchen, dem Republikanischen Café, ein. Glücklicherweise muss das heute nicht konspirativ geschehen. Zwei Beitragende wurden eingeladen, ein Statement zum gesetzten Thema abzugeben, dem folgt der Austausch im konstruktiven Gespräch. Das Treffen endet mit dem Resumme der beiden.
Unsre Gäste
Prof. Dr. Hedwig Richter studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Heidelberg, Queen’s University Belfast und der Freien Universität Berlin. 2008 wurde sie an der Universität zu Köln promoviert. 2016 habilitierte sie sich an der Universität Greifswald. Sie wurde 2019 auf die Professur für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München berufen. Mit „Moderne Wahlen“, „Aufbruch in die Moderne“ und „Demokratie – eine deutsche Affäre“ hat sie vieldikutierte Beiträge zur deutschen Demokratiegeschichte vorgelegt. Hedwig Richter schreibt für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, die ZEIT, die taz und den Spiegel.
Dr. Kai-Michael Sprenger studierte Geschichte, Latein, Germanistik und Pädagogik in Mainz sowie in Glasgow und Pavia. Seit 2016 leitete Dr. Sprenger das Referat für Archive, Nichtstaatliche Museen, Landesgeschichte, Heimatpflege und Digitalisierung der Kultur im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Er veröffentlicvhte zahlrteiche Beiträge zur Geschichter, darunter „Die Mainzer Republik und ihre Bedeutung für die parlamentarische Demokratie in Deutschland“. Dr. Sprenger wurde am 26.06.2023 vom Stiftungsrat der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte zum Gründungsdirektor berufen. Aufgabe der Stiftung soll es sein, bundesweit die Sichtbarkeit symbolträchtiger Orte zu erhöhen, die eng mit der wechselvollen Geschichte der Demokratie in Deutschland verbunden sind. Damit soll das Wertefundament der freiheitlichen demokratischen Grundordnung anschaulich und breitenwirksam vermittelt und der Wert eines demokratisch verfassten Gemeinwesens noch stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden.
Nach einführenden Beiträgen der beiden prominenten Gäste wird Johannes Breckner die Moderation des Gesprächs mit dem Publikum zum Thema übernehmen. Mit einem abschließenden Statement von Frau Richter und Herrn Sprenger endet die Veranstaltung.
Sitzplätze stehen leider nur beschränkt zur Verfügung!